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Was tun bei einer Blattlausplage?

Autor: Dr. Michael Neumüller
Zuletzt bearbeitet: 4. Juli 2023
Kategorie: Frühling

Blattlausplage
Blattläuse an einem Zwetschentrieb

Blattläuse verschiedener Arten vermehren sich derzeit explosionsartig. Die Blätter von Trieben verkräuseln sich, und die Triebspitzen wachsen nicht mehr weiter. Bei besonders starkem Befall verkümmern sie sogar und sterben ab. Dadurch wachsen die Bäume und Beerensträucher nicht mehr weiter, der Kronenaufbau ist verzögert, es wird zu wenig Blattfläche gebildet, und die Fruchtqualität sinkt (kleinere, wenig aromatische Früchte).

Zudem können Blattläuse gefährliche Viren von kranken auf gesunde Pflanzen übertragen (z. B. das Scharkavirus, das die Pflaumenpockenkrankheit hervorruft). Deshalb müssen Blattläuse unbedingt in Schach gehalten werden. Je früher sie damit beginnen, desto weniger aufwändig ist es und desto sicherer ist der Erfolg.

Wie immer gilt: Vorbeugen ist die beste Bekämpfungsmethode!

Zwei Aspekte sind hier besonders relevant:

Nicht zu viel Stickstoff düngen! Blattläuse siedeln sich am liebsten auf besonders stark wachsenden Trieben mit jungem, weichem Blattgewebe an. Übermäßige Stickstoffgaben zwingen die Pflanzen dazu, genau diese Art an Trieben zu bilden. Daher gilt: Nur äußerst moderat Stickstoff düngen, und dies am besten nicht mit mineralischem, sondern mit organischem Dünger.

Nützlinge fördern! Wohl dem, der keine oder nur sehr wenige Insektizide in seinem Garten einsetzt und damit die natürliche Regulation von uns als Schädlinge bezeichneten Tierarten durch ihre natürlichen Gegenspieler nicht stört. Marienkäfer, Florfliegen und Schlupfwespen sind nur einige Beispiele für Tierarten, die gerne Blattläuse vertilgen. Sie können sich nur in ausreichend hoher Zahl im Garten ansiedeln, wenn sie zum einen nicht durch unspezifisch wirkende Pflanzenschutzmittel beeinträchtigt werden und zum anderen möglichst durchgehend Nahrung finden. Daher sind auch nützlingsschonende Insektizide, die hochwirksam alle Blattläuse schlagartig abtöten, indirekt schädlich für die Nützlinge.

Ehe Sie zu Maßnahmen der chemischen Bekämpfung der Blattläuse greifen, suchen Sie Ihre Pflanzen auf Nützlinge ab. Wenn bereits viele da sind, brauchen sie auch gar keine Maßnahmen zu ergreifen.

Direkte Bekämpfungsmaßnahmen: Dazu gibt es für jede Facon, nach der man selig werden kann, eine Methode:

  • Zerdrücken der Läuse mit der Hand (jeden zweiten Tag bis keine neuen Läuse mehr auftreten, bei jungen Bäumen machbar)
  • Anwenden von Brennesselsud im Abstand von 3 Tagen so lange, bis keine Läuse mehr vorhanden sind
  • Anwendung von selbst hergestellter oder gekaufter Seifenlösung (vor dem Einrollen der Blätter, mehrmals im Abststand von 5 Tagen. Verwenden Sie parfümfreie Kaliseife aus der Apotheke: Lösen Sie 30-50 g Kaliseife in 5 Liter heißem Wasser auf. Lassen Sie die Lösung abkühlen und sprühen Sie sie bei trockener Witterung am späten Nachmittag/frühen Abend auf die Blätter. Diese müssen ganz nass werden. (Je länger die Seifenlauge auf die Blattläuse einwirken kann, desto wirksamer ist die Behandlung. Daher sollte bei bedecktem Himmel oder spät am Tag, wenn die Sonne schon sehr tief steht, behandelt werden. Nach der Behandlung sollte es 5 Stunden nicht regnen.)
  • Anwendung von Insektiziden, deren Wirkstoff aus Pflanzen gewonnen wurde (z. B. Spruzit). Hier werden auch Blattläuse erfasst, die sich in eingerollten Blättern befinden und mit den anderen Methoden kaum bekämpft werden können. Allerdings muss angemerkt werden, dass auch hier die Wirkung nicht vollständig ist, sofern Mittel verwendet werden, die umweltverträglich sind.
Blattlaus an Apfel

Am besten ist es, wenn nach einer Behandlung gegen Blattläuse noch genügend lebende Blattläuse übrigbleiben, die die Nützlinge als Futter nutzen können.

In der Broschüre „Umwelt- und sachgerechter Pflanzenschutz im Haus- und Kleingarten 2022“ herausgegeben vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg, finden Sie auf S. 42/43 eine Liste mit derzeit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln gegen Blattläuse (online kostenfrei verfügbar). Bitte verwenden Sie keine Mittel mit dem Wirkstoff Thiacloprid (z. B. Calypso Perfekt). Dieser gehört zu den sogenannten Neonicotinoiden. Sie schädigen bei mehrmaliger Anwendung viele Nützlinge.

Vorsicht auch bei der Anwendung der im Gemüsebau zugelassenen, nützlingsschonenden Insektizide auf Neem-Basis. Viele Birnensorten bilden Nekrosen auf den Blättern, wenn darauf auch nur feinste Tröpfchen des Mittels landen. Mitunter können die Blätter völlig absterben. Die anderen Obstarten tragen keine Schädigungen davon.

Bei obenstehender Pflanze haben sich die Blätter bereits eingerollt, weil Blattläuse die Blätter besiedelt haben.
Blattläuse an Johannisbeertrieb
Blattläuse an einem Zwetschentrieb
Saugt die Johannisbeerblasenlaus an den Blättern von Johannisbeeren, färben sich die Saugstellen rot, und die Blattoberfläche wölbt sich blasenartig. (rechts im Bild).
Unterseite Johannisbeerblatt

Auf der Unterseite der Johannisbeerblätter sind die kleinen Läuse zu finden. Bei starkem Auftreten müssen auch diese Läuse bekämpft werden, will man starken Schaden von den Johannisbeersträuchern abhalten.

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