Madenfreies Obst – mit Sicherheit!

Das Problem und seine Ursachen
In Äpfeln, Birnen, Zwetschen und Kirschen finden sich oft Maden, die die Früchte ungenießbar machen. Landläufig werden sie als „Würmer” bezeichnet, eigentlich sind es aber Larvenstadien von Insekten. Wenn sich die Larven in die Früchte einbohren, hinterlassen sie ein kleines Loch, durch das Pilze eindringen können, die die Früchte zerstören.

Apfel- und Pflaumenwickler
Die Schäden an Äpfeln und Birnen werden durch den Apfelwickler
und Bodenseewickler verursacht. Der Pflaumenwickler befällt die Früchte
von Pflaumen, Zwetschen, Mirabellen und Renekloden. Die nachtaktiven
Falter legen ihre Eier meist ab Mitte/Ende Mai in der Nähe der Früchte
ab. Daraus schlüpfen die Larven, die sich in die jungen Früchte
einbohren, dort heranwachsen und sich später im Boden verpuppen. Oft
gibt es eine zweite Faltergeneration, die im August Eier auf die Früchte
ablegt, aus denen die Larven schlüpfen, die sich in den reifen Früchten
befinden.
Im Hausgarten ist die Bekämpfung der erwachsenen Tiere und der Larven
schwierig: Pheromonfallen sind weitgehend wirkungslos. Die Behandlung
mit Granuloseviren ist teuer und nur wirksam, wenn das Viruspräparat
sehr häufig auf die Bäume gespritzt wird.

Kirschfruchtfliege
Die Kirschfruchtfliege ist für die vermadeten Kirschen
verantwortlich. Die Weibchen legen ihre Eier hauptsächlich ab, wenn die
Farbe der heranwachsenden Kirschfrüchte von grün nach gelb umschlägt.
Aber auch Eiablagen auf die roten Früchte sind möglich.
Auch hier ist sowohl die Bekämpfung der erwachsenen Tiere als auch der
Larven schwierig: Gelbtafeln sind weitgehend wirkungslos. Die Bekämpfung
der Kirschfruchtfliege mit auf dem Boden ausgebrachten Nematoden ist
ebenfalls teuer und oft nicht von Erfolg gekrönt.

Kirschessigfliege
Seit dem Jahr 2014 hat sich die Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) in Mitteleuropa flächendeckend ausgebreitet. Mit ihrem massenhaften Erscheinen ergibt sich eine ganz neue Dimension der Schäden. Sie befällt alle Beeren- und Steinobstfrüchte, z. B. Süß- und Sauerkirschen, Pflaumen, Zwetschen, Mirabellen, Renekloden, Spillinge, Zibarten, Kriechele, Schlehen, Kirschpflaumen, Pfirsiche, Nektari-nen, Himbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren, Minikiwis, Wein- und Tafeltrauben sowie viele weitere Früchte mit dünner Schale (auch Wildobst). Unverletzte Apfel-, Birnen- und Quittenfrüchte werden bislang nicht befallen. Die Kirschessigfliegenweibchen durchdringen mit ihrem sägezahnartigen Eilegeapparat die intakte Fruchtoberfläche und legen ihre Eier in die knapp reife oder reife Frucht ab. Ein Weibchen kann bis zu 400 Eier ablegen.
Aus diesen schlüpfen die Larven, die im Fruchtfleisch fressen und es
zerstören. Die Gänge werden schnell von Pilzen, z. B.
Monilia-Fruchtfäule, besiedelt, so dass die Frucht in wenigen Tagen
zerfällt. Die Larve durchläuft drei Stadien, ehe sie sich verpuppt. Bei
förderlichen Temperaturen (ca. 15-28 °C) dauert es nur acht Tage, bis
sich aus dem Ei ein erwachsenes Tier entwickelt hat. Die Larven sind
weiß und sehr klein. In einer Frucht können mehrere (bis zu 20) Larven
vorkommen. Der Befall schreitet in außerordentlich hohem Tempo voran.
Innerhalb von fünf Tagen können fast sämtliche Früchte eines
Baumes/Strauches befallen sein. Die Früchte werden schnell weich und
zerfallen, entweder nur durch die Tätigkeit der Larven oder zusätzlich
durch nachfolgende Pilzinfektionen. Oft wird angenommen, der Pilzbefall
sei die primäre Ursache für den Verderb der Früchte. Man muss genau
hinsehen, um die Maden zu entdecken.
Die Kirschessigfliege überwintert als erwachsenes Tier in einer
kälteunempfindlichen Form im Streu am und im Wald oder in Siedlungsnähe,
wo sich gegen tiefe Temperaturen geschützte Rückzugsmöglichkeiten
bieten. Im Herbst bleibt sie lange aktiv. Im Frühjahr werden viele
Pflanzen mit beerenartigen Früchten als Nahrungsquelle angenommen. Je
nachdem, wie schnell sich die Fliege im Frühjahr vermehren kann, kommt
es bereits im frühen Sommer oder erst etwas später im Jahr zu massiven
Schäden am Stein- und Beerenobst.
Maßnahmen wie das Abfangen der Kirschessigfliegen mit Essigfallen sind
im Hausgarten so gut wie wirkungslos, da die Fallen nicht mehr attraktiv sind, sobald reifende Früchte in der Nähe sind.

Die Lösung: Insektenschutznetze
Die umweltschonendste und sicherste Methode ist es, die erwachsenen Insekten davon abzuhalten, Eier auf den Bäumen abzulegen. Dazu werden die Bäume mit feinmaschigen Netzen bedeckt. Stabile, fertig konfektionierte Netze können Sie am (Bayerischen Obstzentrum) erwerben. Es gibt sie in zwei verschiedenen Maschenweiten: „feinmaschig” für Apfel- und Birnbäume (sie brauchen keinen Schutz vor der Kirschessigfliege) und „extra feinmaschig” für das Steinobst. Die Netze wurden zur einfacheren Montage mit einem Reißverschluss ausgestattet. So braucht man zum Auflegen und Abnehmen der Netze keine Leiter.
Neben der Einnetzung für Einzelbäume gibt es auch ein Schutznetz für Spaliere (z. B. an der Hauswand oder freistehend im Garten) und Beerenobstanlagen.
Eine detaillierte Anleitung zur schnellen und sicheren Anbringung der Netze an Einzelbäumen, am Spalier (Hauswand oder freistehendes Spalier) ist auf der Website unter www.obstzentrum.de eingestellt (ganz unten auf dieser Seite).
Entscheidend sind die Zeitpunkte, zu denen die Netze aufgelegt und wieder abgenommen werden. Diese orientieren sich am Flug der Insekten. Dieser wird am Bayerischen Obstzentrum überwacht. Interessierte Gartenbesitzer werden per E-Mail zum Auflegen der Schutznetze aufgefordert (s. „Newsletter”, Abschnitt unten).
Einsatzgebiete für Insektenschutznetze
- Für Kirschen (gegen Befall mit den Maden der Kirschfruchtfliege): Legen Sie das Netz auf, wenn die Früchte groß, aber noch nicht gelblich geworden sind. Sobald die Früchte rötlich werden, können Sie die Netze wieder abnehmen. Dies empfehlen wir allerdings nicht: Lassen Sie die Netze bis zur Ernte auf dem Baum. Dann sind die Früchte auch gegen den Befall mit der Kirschessigfliege geschützt, die die Früchte erst kurz vor der Reife befällt. Natürlich können dann auch die Vögel die Früchte nicht erreichen, wenn die Bäume bis zur Ernte mit dem Madenschutznetz bedeckt sind. Übrigens können sich Vögel – anders als in den grobmaschien Vogelschutznetzen, in denen die Tiere mitunter qualvoll zugrunde gehen – in den von uns entwickelten Schutznetzen nicht verfangen, dazu sind sie viel zu feinmaschig. Auch das ist ein großer Vorteil dieser Insektenschutznetze.
- Für Äpfel und Birnen (gegen Befall mit den Maden des Apfelwicklers): Sie erhalten von uns eine E-Mail, wann Sie das Netz auflegen und abnehmen müssen. Der Zeitpunkt schwankt von Jahr zu Jahr je nach Witterung. Meist ist es die Zeit zwischen Ende Mai und Anfang August. Teilen Sie uns Ihre E-Mail-Adresse mit, wenn Sie die Informationen erhalten möchten: info@obstzentrum.de, Betreff: „Madenfreies Obst”.
- Für Pflaumen, Zwetschen, Mirabellen, Renekloden (gegen Befall mit den Maden des Pflaumenwicklers und der Kirschessigfliege): Sie erhalten von uns eine E-Mail, wann Sie das Netz auflegen müssen. Der Zeitpunkt schwankt von Jahr zu Jahr je nach Witterung. Meist ist es Ende Mai so weit. Lassen Sie das Netz bis zur Ernte am Baum.
- Für Pflaumen, Zwetschen, Mirabellen, Renekloden (gegen Pflaumensägewespe): Legen Sie die Netze sofort gegen Ende der Blüte (wenn die letzten Blütenblätter noch nicht abgefallen sind) auf und nehmen Sie die Netze 10 Tage später wieder ab. Während der Blüte darf das Netz noch nicht aufgelegt sein, weil sonst die Bienen die Blüten nicht erreichen können.
- Für Tafeltrauben, Himbeeren, Brombeeren, Johannisbeeren u. a. Beerenobst empfiehlt sich der Einsatz gegen die Kirschessigfliege. Je nach Erziehung ist hier ein fertig zusammengenähtes Netz mit Reißverschluss oder Bahnenware am besten geeignet.
Downloads
Titel | Art/Größe | |
---|---|---|
Anleitung Madenschutznetz 1 (Äpfel, Birnen) | PDF/185.2 KB | |
Anleitung Madenschutznetz 2 (Kirschen, Zwetschen etc.) | PDF/186.0 KB | |
Anleitung Madenschutznetz 3 (Beerenobst) | PDF/329.4 KB | |
Anleitung Madenschutznetz am Spalier | PDF/264.7 KB |