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Die Witterung im Spätwinter 2023 und ihre Auswirkungen auf den Obstbau

Autor: Dr. Michael Neumüller
Vom: 28. February 2023

Die Witterung im Spätwinter und Ihre Auswirkungen auf den Obstbau

Mitte Dezember wurde es - zumindest kurzzeitig - sehr kalt, der Wintereinbruch bedeckte Süddeutschland mit einer Schneedecke. Am Bayerischen Obstzentrum wurden in einer Nacht minus 18 °C gemessen. Die kalte Witterung (Kälteperiode) war die einzige im gesamten Winter, sie wurde bereits zu Weihnachten von milden Temperaturen abgelöst (Wärmeperiode 1). Die milde Witterung dauerte bis 16. Januar an. In diesem Zeitraum begann bereits die Blüte der Haselnuss.

Temperaturverlauf im Winter 2023 am Bayerischen Obstzentrum

Von Ende Januar bis Anfang Februar war es kühl, aber es gab nur wenige Tage Frost. Mitte Februar brach sehr rasch eine Wärmeperiode an, die die Vegetation der Bäume stark vorantrieb. In Mittelbaden begann am 20. Februar bereits die Blüte der Aprikosen. Östlich des Schwarzwaldes war dies zwar noch nicht der Fall, aber auch hier schwollen die Blütenknospen deutlich an. Insbesondere Aprikosen und Japanische Pflaumen (Prunus salicina, nicht zu verwechseln mit unseren Europäischen Pflaumen und Zwetschgen (Prunus domestica) kamen in ein Stadium, in dem starker Frost bereits zu starken Schäden an den Blüten führen kann. Der Temperatursturz zu Beginn der Fastenzeit verhinderte, dass die Entwicklung der Pflanzen weiter vorangetrieben wurde. Es lässt sich schlussfolgern, dass der Vegetationsbeginn sich zeitlich nach vorne verlagert. Wärmeliebende Obstarten wie Aprikose und Japanische Pflaume werden sich trotz der Erwärmung nicht etablieren können, weil die Blüte bei ihnen mehr als ohnehin bereits in eine sehr spätfrostgefährdete Zeit fällt. Allerdings steigt auch das Risiko für andere Obstarten, Spätfrostschäden zu erleiden.

Was kann man tun, um Schäden durch Spätfrost vorzubeugen?

Aktiv gegen Frost vorzugehen ist schwierig. Aber jede Maßnahme, die den Austrieb der Pflanzen verzögert, ist hilfreich. Dazu zählt:

  • Spalierbäume beschatten, z. B. durch an Brettern montierte Nadelbaumreiser, die an die Spalierwand gelehnt werden. (Bitte darauf achten, dass sie windfest montiert werden, um Schäden an Fenstern o. ä. zu vermeiden.)

  • Ansprühen der Triebe mit Kaolin: Das ergibt einen hellen Belag auf den Trieben. Dadurch wird ein Teil des Sonnenlichts reflektiert und nicht in Wärmestrahlung umgewandelt. Weil sich die Triebe dann nicht so schnell erhitzen, treiben sie später aus. Wird der Belag bei Regen abgewaschen, muss man ihn zügig erneuern. Kaolin ist eine natürliche, ungiftige Substanz, die Porzellanerde. Geben Sie 150 g der Prozellanerde auf einen Liter Wasser und sprühen Sie damit die Triebe ein. So angewandt hilft sie bei Birnbäumen gleichzeitig mit, Befall mit Birnblattsaugern vorzubeugen. Wenn die Knospen stark aufgebrochen sind, sollten Sie mit den Kaolin-Behandlungen aufhören.

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