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Die Witterung und ihre Auswirkungen auf den Obstbau (März 2025)

Warum wir Obstgärtner derzeit mehr als zufrieden sein können

Autor: Dr. Michael Neumüller
Vom: 6. März 2025

männliche Blüte der Haselnuss

Verglichen mit dem März 2024 haben wir in diesem Jahr geradezu himmlische Verhältnisse: Der Austrieb lässt bei den meisten Obstgehölzen noch auf sich warten. Gerade blühen die ersten Krokusse und Iris, die Blüte der Haselnuss hat den Höhepunkt gerade einmal überschritten. Bei Pfirsichen und Aprikosen schwellen die Knospen allmählich. Äpfel sind noch fast in der Winterruhe. Bei manchen Sorten verdicken sich die langsam die Blütenknospen. Auch Süßkirschen und Zwetschgen sind in der Entwicklung noch weit zurück. Das ist auch der Grund, weshalb die kühlen Nächte mit bis zu minus 10 °C, die wir in den ersten Märztagen in unseren Obstanlagen gemessen haben, mit großer Wahrscheinlichkeit keinerlei Schäden hervorgerufen haben. Im Gegenteil: Die kalten Nächte verzögern den Austrieb, was uns Obstgärtnern wichtig ist: Je später die Blüte beginnt, desto geringer ist das Risiko, dass die Erträge durch Spätfröste gemindert wird. Auch die immer noch niedrigen Bodentemperaturen (ca. 4 °C in 25 cm Tiefe) leisten dazu ihren Beitrag.

Daten zur Witterung im Winter 2024/25 am Bayerischen Obstzentrum

In der vorstehenden Graphik sind die Tagestemperaturen (rosa hinterlegt: Minimum- und Maxium-Temperatur eines Tages) und die solare Einstrahlung sowie die Niederschläge vom 01.12.2024 bis 06.03.2025 dargestellt (eine der Wetterstationen am Bayerischen Obstzentrum). Es fällt auf, dass es keine nennenswerten Wärmeperioden in diesem Zeitraum gab, im Gegenteil: Der Januar und Februar waren geprägt von konstant niedrigen Temperaturen, teilweise herrsche auch Dauerfrost. Verglichen mit den vorangegangenen Wintern ist dies aus obstbaulicher Sicht sehr erfreulich. Erst in den letzten Tagen steigen die Tagehöchsttemperaturen, die Nächte sind aber immer noch sehr kühl. Wir erwarten keine deutlich verfrühte Blüte - zumindest zum jetzigen Zeitpunkt. Seien wir also einmal rundum zufrieden und zuversichtlich!

Robuste Apfelsorte: Freiherr von Hallberg

Eine kurze Rückschau auf das Jahr 2024 seit noch gestattet: Die Vegetationsperiode begann im Vorjahr so früh wie noch nie am Bayerischen Obstzentrum. Es folgte eine mehrwöchige Phase mit sehr kalter und nasser Witterung. Der Fruchtansatz war dennoch gut, da der Himmel in den Frostnächten mit Wolken bedeckt war. (In den Regionen, in denen es nachts aufklarte, zerstörten Spätfröste den Großteil der Ernte, so z. B. in Mitteldeutschland und in Teilen des Rheingrabens.) Der Sommer und insbesondere der Herbst waren nass. Trotzdem gab es einzelne Tage mit Temperaturen über 38° C, was mitunter zu Hitzeschäden bei Zwetschgenfrüchten führte. Dramatisch wurde es ab Mitte September, als die Niederschläge nicht mehr enden wollten und an einem einzelnen Wochenende 150 mm Regen pro Quadratmeter fiel. Die ganze Erntezeit über bis Ende Oktober war feucht und nass, Sonnenstunden gab es wenige. Es erstaunt, dass die Qualität der geernteten Apfel- und Birnenfrüchte dennoch sehr gut war. Pilzkrankheiten wie der Apfelschorf und die Marssonina-Blattfallkrankheit traten stark auf. Hier zeigte sich, wie wichtig es ist, robuste Obstsorten zu verwenden; die Apfelsorten ‘Graf Luckner’, ‘Freiherr von Hallberg‘, ‘Laetitia’ und ‘Winterzauber’ überstanden die widrigen Umstände sehr gut und belohnten mit einer reichen Ernte köstlicher Früchte. Der Klimawandel bedeutet also für unsere Gegend nicht (nur), dass es wärmer wird, sondern auch, dass Jahre mit enorm hohen Niederschlagsmengen auftreten können; dann können sich Pilzkrankheiten deutlich leichter ausbreiten. Hier zeigt sich, wie wichtig die stete züchterische Anpassung der Sorten an die sich ändernden Umweltbedingungen ist. Gerne leistet das Bayerische Obstzentrum hierzu seinen bescheidenen Beitrag.

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