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Netzschwefel und Porzellanerde gegen Krankheiten und Schädlinge im Obstbau

Autor: Dr. Michael Neumüller
Zuletzt bearbeitet: 29. Februar 2024
Kategorie: Frühling

Netzschwefel und Porzellanerde gegen Krankheiten und Schädlinge im Obstbau

Schonend für Mensch und Umwelt - und doch wirkungsvoll: Mit Mitteln wie Netzschwefel und Porzellanerde können im Obstbau bedeutende Krankheiten und Schädlinge in Schach gehalten werden. Wir zeigen zwei Beispiele.

Netzschwefel - ein effektives Mittel gegen die Birnenpockenmilbe

Die Birnenpockenmilbe befällt in manchen Jahren Birnbäume so massiv, dass viele Blätter sich einrollen und rot verfärben. Die Bäume leiden darunter stark, die Früchte bleiben klein und entwickeln nicht ihr sortentypisches Aroma. Behandelt werden können Birnbäume im Frühjahr mit Netzschwefel. Das ist eigentlich ein Mittel gegen Pilze, das aber auch gegen bestimmte Milben wirksam ist. Für Bioobstbauern ist es eines der wenigen verfügbaren Mittel gegen Mehltau und Apfelschorf. Im zeitigen Frühjahr lässt sich damit die Birnenpockenmilbenpopulation ganz einfach reduzieren.

Das funktioniert auch bei Ihnen im Garten! Wie genau, zeigen wir Ihnen im Beitrag Birnenpockenmilbe erkennen und bekämpfen.

Porzellanerde mindert den Befall mit Birnblattsaugern

Der Birnblattsauger ist ein geflügeltes Insekt, das als erwachsenes Tier den Winter überdauert und im zeitigen Frühjahr erste Eier direkt an die sich rasch vergrößernden Knospen von Birnbäumen ablegt.

  • Daraus entwickeln sich Jungtiere (Nymphen). Diese scheiden sehr viel klebrigen Honigtau aus, auf dem sich Rußpilze ansiedeln.
  • Bevorzugt bildet sich der Honigtau an den Stellen, an denen zwei Früchte aneinanderliegen.
  • An diesen Stellen wird die Fruchtoberfläche schwarz, oft auch rissig, und unansehnlich.
  • Bei starkem Befall verkümmern die Triebspitzen.
  • Im Lauf des Jahres bilden sich mehrere Generationen aus.

Meistens ist es die beste Strategie, schädigende Insekten nicht erst zu bekämpfen, wenn der Schaden eingetreten ist, sondern bereits, wenn erst wenige Individuen am Baum vorhanden sind. So kann man verhindern, dass die von uns als schädigend eingestuften Insekten zu viele werden. Sie sind dann keine Schädlinge mehr, weil sie gar keinen Schaden hervorrufen. Stattdessen sind sie natürlicher Bestandteil des Ökosystems umd damit auch Nahrung für von uns als Nützlinge bezeichnete Insekten. Und genau darauf zielt die Strategie ab, die viele naturnah wirtschaftende Obstbauern verfolgen:

Porzellanerdeschicht auf Fruchholz von Birnbäumen

Zum Knospenschwellen und -aufbruch bringen Sie Porzellanerde (Kaolin) als dünne Schicht auf den Trieben aus. Die Porzellanerde ist kein Insektizid, tötet also auch Birnblattsauger nicht ansatzweise ab. Aber: Die feine, dünne Schicht an Porzellanerde macht die Triebe für den Birnblattsauger unattraktiv als Ort für die Eiablage. Vielleicht erkennt das Insekt die Triebe gar nicht mehr als Wirtspflanze, weil sie von der Prozellanerdeschicht vor ihm sozusagen „versteckt“ werden.

Regen wäscht die Porzellanerdeschicht schnell wieder ab, und wenn die Knospen stark schwellen, reißt die Porzellanerdeschicht auf der Oberfläche der Knospen auf und bekommt Lücken. Deshalb muss der Belag mitunter mehrmals erneuert werden. (Sie sehen: Wenn ein Obstbauer öfter mit der „Spritze“, die offiziell „Sprühgerät“ heißt, durch die Obstanlage fährt, heißt das noch lange nicht, dass er umweltschädliche Stoffe ausbringt. Oft ist es gerade so, dass er mit umweltfreundlichen Mitteln sehr oft behandeln muss. Deshalb gilt: Die Anzahl der Behandlungen sagt rein gar nichts darüber aus, ob ein Obstbauer umweltschonend oder -schädigend wirtschaftet.)

Die Eiablage der überwinternden Birnblattsauger dauert oft bis Ende April an. Deshalb kann der Einsatz von Porzellanerde nicht die gesamte Eiablage erfassen, sondern nur die erste Periode. Aber oft reicht das, um die Entwicklung einer schädlich wirkenden Birnblattsaugerpopulation zu unterbinden.

Auch im Hausgarten könnten Sie Porzellanerde gegen den Birnblattsauger anwenden. Man muss aber zugeben, dass der Effekt etwas geringer ist als in der Obstanlage. Das liegt daran, dass in Ihrem Garten den ganzen Sommer über verhältnismäßig viele Birnblattsauger z. B. aus Nachbargärten zufliegen können. Aber eine gewisse Wirkung kann erzielt werden - vielleicht sogar die entscheidende, um große Schäden zu verhindern.

Tipp zu Anwendung: Geben Sie 150 g Porzellanerde (Kaolin) auf einen Liter Wasser. Sprühen Sie die Suspension dann auf die Bäume. Sie sollten die Porzellanerde immer frisch mit Wasser mischen, da sie sich sonst am Boden absetzt.

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