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Blutläuse sind auf dem Vormarsch!

Autor: Dr. Michael Neumüller
Zuletzt bearbeitet: 31. Oktober 2022
Kategorie: Sommer

Blutlauskolonie an Schnittstelle
Blutlauskolonie an Schnittstelle

Zugegeben: Es hört sich beinahe makaber ab, von Blutlausbefall zu sprechen. Dabei haben die Blutläuse nichts mit blutrünstigen, der menschlichen Phantasie entspringenden Wesen zu tun, sondern es handelt sich um eine bestimmte Lausart, die bevorzugt die Rinde und Rindenverletzungen von Apfelbäumen befällt. Ein Nützling und wir Gärtner können ihr Einhalt gebieten.

Blutlauskolonie an jungem Trieb

Woher kommt der Name?

Ihren Namen verdankt die Blutlaus folgender Tatsache: Zerdrückt man sie, tritt eine rote Flüssigkeit aus. Insekten haben in ihrem Körper eine Flüssigkeit, die teilweise ähnliche Funktionen übernimmt wie Blut in unserem Körper. Bei manchen Insekten, so auch bei der Apfelblutlaus, ist diese sog. Hämolymphe rot gefärbt.

Blutlauszehrwespe parasitiert Blutläuse

Ihr Gegenspieler: Die Blutlauszehrwespe

Die Apfelblutlaus fühlt sich immer wohler in unseren Klimaten. Sie hat einen natürlichen Gegenspieler, die Blutlauszehrwespe. Diese filigrane Wespe (die gar nicht aussieht wie unsere herkömmliche Wespe, sondern schwärzlich ist, viel kleiner uns sehr filigran gebaut) legt Eier in lebende Blutläuse ab. Darin wachsen dann die Larven der Zehrwespe heran, während die Blutlaus selbst langsam abstirbt. Aus dem ausgezehrten und vertrockneten Hinterleib der parasitierten Blutlaus schlüpft schließlich die erwachsende Blutlauszehrwespe. Nun ja, so funktioniert das ökologische Gleichgewicht der Natur, nebenstehend zu sehen im Photo. Das wäre also alles perfekt, wäre die Blutlauszehrwespe nicht so langsam in ihrer Entwicklung und nicht so empfindlich: Auch natürlicherweise tritt sie erst im Sommer so zahlreich auf, dass sie die Blutlaus in einigermaßen relevantem Ausmaß parasitieren kann. Und noch dazu reagiert sie sehr empfindlich auf alle Pflanzenschutzmaßnahmen. Es kann also vorkommen, dass wir Gärtner ein bisschen unterstützend eingreifen müssen.

Blutlaus

Mit Wurzelbürste und Seifenlauge gegen die Blutlaus

Dass wir das ganz umweltschonend tun, versteht sich von selbst. Wir sichten also jetzt im Mai die Stellen, an denen die Blutlaus im Baum vorkommt. Sie lebt gesellig in Kolonien. Ihr aus wachsartigen Verbindungen bestehender Schutz, der wie Wolle von den Blutlauskolonien herabhängt, verrät ihren Aufenthaltsort sehr gut. (Daher zählen Blutläuse zu den sog. Wollläusen.) Diese Wachsschicht ist es auch, die sie wirksam vor Öl- oder Seifenbehandlungen, die gegen andere Blattläuse wirksam sind, schützt. Nun nimmt man eine Wurzelbürste (notfalls geht auch eine alte Zahnbürste, wenn die befallenen Triebe dünn sind und der Befall gering ist) und etwas Kernseifenlauge (Kernseife in warmem Wasser lösen und abkühlen lassen) und bürstet damit die Befallsstellen sauber ab. (Und nicht erschrecken, wenn sich die Seifenlauge rötlich färbt!) So werden die meisten Blutläuse erreicht, ihre Population nimmt ab, und wenn sie im Lauf des Sommers wieder ansteigt, wird die Blutlauszehrwepe bereit stehen und ihren Lebensraum besiedeln. Im Fall des Falles kann man die Behandlung noch einmal wiederholen. Bei jungen Bäumen besiedeln die Blutläuse sehr gerne den Bereich der Unterlage, der aus dem Boden herausschaut, und auch den Stamm der Bäumchen.

Beste Vorbeugung: wenig schneiden und nur moderat mit Stickstoff düngen

Nicht mehr zu bändigen sind Blutläuse, wenn die Bäume zu stark geschnitten werden, denn sie besiedeln bevorzugt Wundstellen des Baums. Je mehr Schnittwunden es gibt, desto leichter können Blutläuse den Baum befallen. Die beste vorbeugende Maßnahme ist daher neben dem Schutz der Nützlinge, den Baum möglichst wenig zu schneiden. (Auch sollte nur sehr moderat mit Stickstoff gedüngt werden, damit das Triebwachstum nicht zusätzlich angeregt wird.) So kommen wir wieder zu der Tatsache, dass es sehr wichtig ist, vor der Pflanzung eines Baumes genau zu überlegen, wie groß er werden soll. Pflanzt man einen Baum, der auf einer Unterlage veredelt ist, die zu stark wächst, ist man dazu verleitet, den Baum zu stark zurückzuschneiden, woraufhin er mit der Bildung von Wasserschossern reagiert. Aber dieses Kapitel können Sie unter „Fachinformationen“ auf dieser Website nachlesen.

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