Wie finde ich die für mich passende Obstsorte?
Ein Wegweiser mit Checkliste

Das Problem: Es gibt Tausende von Obstsorten
Bei jeder Obstart gibt es Tausende von Obstsorten, die sich alle in bestimmten Eigenschaften unterscheiden. Dazu zählen:
- Reifezeit der Früchte
- Farbe, Größe, Form der Früchte
- Festigkeit und Farbe des Fruchtfleischs, Knackigkeit, Dicker der Schale, Steinablösbarkeit (bei Zwetschgen)
- Zucker- und Säuregehalt der Frucht, Gehalt an Aromastoffen
- Lagerfähigkeit der Frucht
- Backeignung
- Höhe und Regelmäßigkeit des Ertrags
- Frostempfindlichkeit des Holzes und der Blüte
- Selbstfruchtbarkeit
- Wuchscharakter
- Anfälligkeit für Krankheiten, z. B. Apfelschorf, Feuerbrand, Mehltau, Obstbaumkrebs, Scharkakrankheit
- Toleranz gegenüber Umwelteinflüssen, z. B. Hitze, Trockenheit, Frost, Nässe
Die Liste ist noch lange nicht vollständig.

Ausschlusskriterien
Bestimmte Eigenschaften schließen sie von einer Verwendung im Hausgarten aus. Dazu zählt beim Apfel die Anfälligkeit für wichtige Pilzkrankheiten wie Apfelschorf, -mehltau und Obstbaumkrebs. Deshalb sind z. B. folgende Sorten für den Hausgarten ungeeignet:
- Delbardestivale
- Gala
- Elstar
- Jonagold, Jonagored
- Golden Delicious
- Kanzi (Nicoter)
- Braeburn
- Fuji
- Fräulein (GS 66)
- Pink Lady (Cripps Pink)
Ihnen kommen die Sorten bekannt vor? Das kann durchaus sein, denn sie sind diejenigen, die im erbwerbsmäßigen Anbau mit weitem Abstand dominieren. Es ist - gelinde gesagt - ein Skandal, dass diese Sorten immer noch auf tausenden Hektaren gepflanzt werden, obwohl es Sorten gibt, die ihnen in der Ertragsleistung, in der Lagerfähigkeit, in der Fruchtqualität und in der Anbaueignung mindestens ebenbürtig, gleichzeitig aber deutlich robuster gegen Pilzkrankheiten sind - und deshalb auch mit deutlich geringerem Einsatz von Pestiziden angebaut werden können. Übrigens: Genau solche Sorten züchtet das Bayerische Obstzentrum ausgehend von tausenden historischer wie neuerer Sorten und leistet damit einen wertvollen Beitrag, dass gesundes Obst umweltvertäglich im heimischen Erwerbsanbau und im Hausgarten wachsen kann.
Letzlich hilft nur die langjährige Prüfung der einzelnen Sorten vor Ort, um ihre Eignung für das jeweilige Anbaugebiet abzuschätzen. Auch das leistet das Bayerische Obstzentrum und stellt aufgrund langjähriger Erfahrungen eine Empfehlung für Obstsorten zusammen.

Checkiste
Sie selbst müssen sich aber aus der immer noch großen Vielfalt an für den Hausgarten empfehlenswerten Obstarten und -sorten die bestgeeigneten heraussuchen. Geschmackliche Vorlieben und Verwendungsmöglichkeiten sind ja bekanntlich sehr verschieden. Und wenn Sie einen Obstbaum pflanzen, wird er für viele Jahre, eher Jahrzehnte, Ihr Begleiter im Garten sein, daher ist es sinnvoll, sich Gedanken zu machen.
- Bevorzugen Sie eher süße oder säuerliche Früchte?
- Möchten Sie die Früchte lieber frisch essen oder verarbeiten (Saft, Gelee, Marmelade, Kuchen, Kompott, Dörrobst, …)?
- Möchten Sie die Früchte gleich nach der Ernte essen oder lieber für den Winter aufbewahren?
- Wann sollen die Früchte reif werden? (Fahren Sie immer zu einer bestimmten Zeit in Urlaub? Dann ist es nicht vorteilhaft, wenn die Sorten genau dann erntereif sind.)
- Haben Sie eine Allergie gegen bestimmte Obstarten oder -sorten? Allergikerfreundliche Apfelsorten können Ihnen hier helfen, z. B. Gräfin Goldach®.
- Möchten Sie Früchte verarbeiten, z. B. Johannisbeeren, ist es besser, Sie pflanzen nur eine Sorte und dafür mehrere Sträucher, damit Sie alle Früchte auf einmal ernten und verarbeiten können. Möchten sie die Früchte lieber roh essen, sollten Sie den Reifezeitraum auseinanderziehen, indem sie verschiedene Sorten wählen.
Mit kleinkronigen Obstbäumen können Sie auf dem Standraum, den ein Halb- oder Hochstamm beansprucht, problemlos 10 Bäume verschiedener Obstarten und -sorten in den Garten holen. Bei geschickter Sortenwahl können Sie von Juni bis Oktober immer frisches Obst aus dem Garten ernten - und das in Mengen, die Sie im Haushalt auch problemlos verwerten können. Machen Sie hingegen Saft, ist ein Halb- oder Hochstamm vielleicht die bessere Lösung, denn da können Sie mehrere hundert Kilogramm Früchte zeitgleich ernten.

Immer schön realistisch bleiben… und das Träumen nicht verlernen
Seien Sie aber auch realistisch: Sie werden nicht alle Obstarten und -Sorten in Ihren Garten holen können. Pflanzen Sie auch nicht alles auf einmal voll, vor allem nicht mit Bäumen, die später große Kronen entwickeln. Treffen Sie dafür eine sinnvolle Auswahl: Ein großkroniger Zwetschenbaum als Schattenspender, am Zaun entlang ein Spalier aus Äpfeln und Birnen, vor der Terrasse eine kleine Hecke mit Johannisbeer- und Stachelbeerspindeln, über der Laube eine Tafeltraube, die im Sommer Schatten spendet, im Frühjahr aber alles Licht hindurchlässt - die Welt des Obstes bietet für jeden etwas! Und was sich nicht gleich realisieren lässt, heben Sie sich für Ihre (Garten)Träume auf! Übrigens: Wir helfen Ihnen gerne, Ihre Obstträume zu realisieren! Besuchen Sie uns!