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Wie kann ich meine Obstbäume vor Spätfrost schützen?

Autor: Dr. Michael Neumüller
Zuletzt bearbeitet: 13. May 2023
Kategorie: Frühling

Spätfrost: gefrorene Apfelblüten

Spätfröste treten nicht unbedingt öfter auf als früher, aber die Vegetationsperiode unserer Obstgehölze beginnt immer früher. Also blühen sie auch in einer Zeit, in der die Wahrscheinlichkeit, dass Spätfröste auftreten, höher ist. Wie können Sie Ihre Obstbäume vor Spätfrost schützen?

Den Austrieb verzögern

Wird es nachts sehr kalt, wenn die Blüten der Obstbäume geöffnet sind oder sich bereits junge Früchte am Baum befinden, ist es schwer, die Frostwirkung zu verringern. Dazu später. Am besten ist es, den Austrieb der Obstbäume zu verzögern, denn jeder Tag, an dem die Bäume noch nicht blühen, verringert das Risiko für Spätfrostschäden. Dazu gibt es im Wesentlichen zwei Möglichkeiten:

  1. Spalierbäume beschatten, z. B. durch an Brettern montierte Nadelbaumreiser, die an die Spalierwand gelehnt werden. (Bitte darauf achten, dass sie windfest montiert werden, um Schäden an Fenstern o. ä. zu vermeiden.)
  2. Ansprühen der Triebe mit Kaolin: Das ergibt einen hellen Belag auf den Trieben. Dadurch wird ein Teil des Sonnenlichts reflektiert und nicht in Wärmestrahlung umgewandelt. Weil sich die Triebe dann nicht so schnell erhitzen, treiben sie später aus. Wird der Belag bei Regen abgewaschen, muss man ihn zügig erneuern. Kaolin ist eine natürliche, ungiftige Substanz, die Porzellanerde. Geben Sie 150 g der Prozellanerde auf einen Liter Wasser und sprühen Sie damit die Triebe ein. So angewandt hilft sie bei Birnbäumen gleichzeitig mit, Befall mit Birnblattsaugern vorzubeugen. Wenn die Knospen stark aufgebrochen sind, sollten Sie mit den Kaolin-Behandlungen aufhören.

Die Frostwirkung mindern

Ist die Blüte bereits im Gang und es tritt Nachtfrist auf, ist es nicht einfach, Schäden zu verringern. Wenn polare Kaltluft heranströmt, gibt es keine wirksamen Maßnahmen. Allerdings sind die meisten Spätfröste durch sogenannte Strahlungsfröste verursacht: Die Temperatur der Blüten sinkt stark ab, weil sie mehr Wärme durch Abstrahlung verlieren als ihnen durch Wärmestrahlung aus dem Boden zugeführt wird. Strahlungsfröste gibt es praktisch nur bei klarem Himmel, denn eine Wolkendecke reflektiert einen Teil der Wärmestrahlen, so dass sich die Blüten nicht so stark abkühlen.

  1. Der Boden ist bei Strahlungsfrost die größte Wärmequelle (bei Spalieren an der Wand ist es die Wärmestrahlen abgebende Wand, die sich tagsüber aufgeheizt hat). Deshalb sollte isolierendes Material wie Mulchschichten zur Blütezeit entfernt und das Gras kurz gehalten werden.
  2. Zwischen Baum und Himmel kann ein Strahlungsschutz „eingezogen” werden. Z. B. können Spalierbäume mit einer Decke abgehängt werden. Die Decke wird nach Sonnenuntergang aufgelegt und muss am morgen abgenommen werden, sobald die Lufttemperatur über 0° C steigt. Freistehende Bäume können, wenn sie kleinkronig sind, ebenfalls mit einer Decke abgedeckt werden. Dabei muss die Decke nicht bis auf den Boden reichen, es genügt, wenn sie den Kronendurchmesser bedeckt. So kann die Wärmestrahlung aus dem Boden in die Krone gelangen, die Abstrahlung der Krone nach oben in Richtung klarem Himmel wird reduziert. Auch hier muss die Abdeckung tagsüber abgenommen werden.

Vorbeugend ist es ratsam, die Obstbäume nicht zu feucht zu halten. Wenn sie vor Frostereignissen gegossen werden, sind sie häufig anfälliger für Frostschäden. Zwar kann nasser Boden mehr Wärme speichern und nachts abgeben, aber meist überwiegt der negative Effekt starken Wässerns.

Die Blüten der Bäume zu vereisen, indem die Frostnacht hindurch Wasser auf die Blüten gesprüht wird (z. B. mit einem Kreisregner), ist zwar möglich, allerdings muss die Wassermenge genau dosiert sein, was im Hausgarten nicht einfach sein dürfte. Zudem vernässt der Boden sehr stark, was wiederum negative Auswirkungen auf die Frosthärte und andere Parameter der Pflanzengesundheit hat. Der Wasserverbrauch ist sehr hoch und im Hausgarten meist unverhältnismäßig zur Wirkung. Wird die Wasserzufuhr während der Frostnacht unterbrochen, führt das zu extrem starken Frostschäden. Das Aufstellen von Paraffinkerzen im Hausgarten ist aus Sicherheitsgründen nicht anzuraten.

Sie sehen, dass die beste Methode, Frostschäden zu minimieren, die Verzögerung des Austriebs ist. Natürlich sind Obstarten, die sehr früh blühen (Aprikose, Japanische Pflaume) viel stärker gefährdet als andere Obstarten. Auch unter diesem Gesichtspunkt raten wir dazu, im hiesigen Klima bewährte und hier gezüchtete Obstarten und -sorten zu verwenden. Dazu zählen die Obstsorten, die das Bayerische Obstzentrum vermehrt und anbietet.

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